Doch was ist eigentlich mit den alltäglich Dingen? So doof das klingen mag, aber Figuren müssen ja auch irgendwann mal essen, gewisse Bedürfnisse erledigen und ja, eigentlich doch auch arbeiten oder?
Julia Beylouny, meiner Meinung nach eine begnadete Liebesroman-Autorin, hat wieder einmal gezaubert und erfreut uns mal wieder mit einer total berührenden Geschichte, hinter deren Kulissen ich heute einmal einen Blick werfen möchte.
Titel: "Weil ich dich sehe"
Autor: Julia Beylouny
Erscheinungsdatum: 16. April 2020
Format: Taschenbuch / Ebook
Preis 12,89€ / 5,90€
Seitenzahl: 320
Verlag: dip3
Worum geht es?
Allie weiß einfach nicht, wie es mit ihr und Ian weitergehen soll. Sie braucht dringend eine Auszeit vom sorgenvollen Alltag und macht sich auf den Weg zu ihrer Freundin in die schottischen Highlands. Hoffentlich kann sie dort zur Ruhe kommen und eine Lösung finden!
Doch auf dem Weg nach Aviemore zieht ein Schneesturm auf, der Allies Pläne durchkreuzt und sie von der Fahrbahn abbringt. Verzweifelt schleppt sie sich durch den Schnee und entdeckt ein entlegenes Herrenhaus, wo ihr Unterschlupf gewährt wird.
Gavin, der Hausverwalter, stellt sich nicht nur als Adoptivsohn des berühmten schottischen Malers Clay Pawson heraus ...
Kann er Allie helfen oder bringt er nur zusätzliche Turbulenzen in ihr Leben?
(Cover/Klapptext: dip3)
Das Grundschullehramt
Unsere Protagonistin Allie ist Grundschullehrerin. Ein toller und auch interessanter Job, der aber sicherlich nicht ganz so ist, wie man vielleicht als Außenstehender denkt. Ich möchte euch das Studium und auch den Beruf heute ein wenig näher bringen und habe dafür auch Allie einige fragen gestellt.
Wissenswertes über das Studium
Da Bildung bei uns in Deutschlandeine Angelegenheit der Länder ist, gestaltet sich auch die Ausbildung der Lehrer ganz unterschiedlich.
Per se ist es aber so, dass der Lehrerberuf als solches den Abschluss eines Studiumserfordert. In manchen Bundesländern ist das Studium im Bachelor-Master-System organisiert, in anderen wiederum als Staatsexamen, d.h. das Studium dauert ungefähr4 bis 5 Jahre.
Es schließt sich wie in allen Schulformen das Referendariat, der sogenannte Vorbereitungsdienst, an, der nochmal 1 bis 2 Jahre, je nach Bundesland, andauern kann und nach dessen Abschluss man eine vollwertige Lehrkraft ist, wenn man so möchte.
Doch wie gestalten sich die Inhalte des Studiums? Ist es wirklich mit Mandala malen zu vergleichen, wie die Vorurteile behaupten?
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Hinzu kommt, dass das Grundschullehramtsstudium in manchen Bundesländern kürzer ist als das der anderen weiterführenden Schulen, sodass sie fast eine ähnliche Menge an Inhalten in kürzerer Zeit lernen müssen.
Ist bei 2+2 die Grenze? Viele denken, dass das Studium sich auch bei den Inhalten an dem orientiert, was in der Grundschule gelehrt wird, also der Zahlenraum bis 1000 zum Beispiel. Aber weit gefehlt: Das Studium ist an vielen Universitäten genauso fordernd und wissenschaftliche wie in den Bachelor-Studiengängen. So müssen auch Ethik-Lehrer der Grundschule im Studium wissenschaftliche Arbeit über Philosophen wie Kant, Rousseau und Hegel schreiben, obwohl dies im Berufsleben oftmals kaum Anwendung findet.
Außerdem sind manche Fächer wie zum Beispiel Mathe auf hohem Niveau in den Bundesländern verpflichtend, sodass man auch hier einige Fähigkeiten mitbringen und unter Beweis stellen muss, um das Studium erfolgreich zu absolvieren.
Letzten Endes sei auch gesagt, unabhängig davon, wie sinnvoll es vielleicht ist, Grundschullehramt ist oftmals ein NC-Studiengang. Das heißt, es muss beim Abitur ein bestimmter Notendurchschnitt vorliegen, damit man das überhaupt studieren kann. In Sachsen bewegt sich der NC beispielsweise bei ca. 2.0.
Das Studium erfordert in jedem Fall mehr als Basteln und Malen, wie es oftmals behauptet wird. Lehreramt allgemein und v.a. das Grundschullehramt ist ein stark unterschätzter Studienzweig wie auch Beruf.
Allie erzählt über ihren Alltag, Herausforderungen und Vorurteile als Grundschullehrerin
1. Hey Allie, es freut mich, dass ich dich heute ein wenig zu deinem Beruf ausfragen darf. Du bist Grundschullehrerin. Und das mit Leib und Seele kann man behaupten. Warum bist du eigentlich Grundschullehrerin geworden? Was hat dich dazu motiviert? Das ist eine lustige Frage, denn als ich klein war, wollte ich gar nicht in die Schule. Ich fand das überflüssig, weil ich längst eine ganz eigene Schrift erfunden hatte, die meine Freundinnen und ich auf kleine Papierschnipsel malten und so taten, als würden wir verstehen, was dort steht. Aber dann sah ich meine Lehrerin und war sofort in sie verliebt. Also, wie kleine Mädchen eben in eine Lehrerin verliebt sind. Sie hat mir die Welt erschlossen und ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, dass ich plötzlich die Schrift der Erwachsenen lesen konnte! Da stand für mich fest: Ich will so werden wie meine Lehrerin. Heute ist es tatsächlich mein Traumberuf und ich staune noch immer darüber, wie Kinderaugen zu leuchten beginnen, wenn sie die Welt entdecken und sie zu verstehen lernen. Es gibt nichts schöneres als die Fantasie und die Wissbegier von Kindern! 2. Wow, deine Begeisterung ist wirklich mehr als spürbar. Es ist toll, dass man Kinder so sehr begeistern kann. Wofür schlägt dein Herz denn besonders? Welches ist dein Lieblingsfach?
Kunst! Manchmal überkommt mich die Frage, wieso ich nie mehr daraus gemacht habe, denn früher habe ich sehr gern und sehr viel gemalt und herumprobiert. Aber dann fällt mir die Antwort ein und die lautet, dass ich nie gut genug im Malen war, um etwas ernsthaftes aufzubauen. Als Lehrerin bin ich jedoch zufrieden mit meinen Fähigkeiten und liebe den Kunstunterricht. Es fasziniert mich, wie die Kinder ihre Fantasie, ihre Gefühle und Erlebnisse aufs Papier bringen. Kunst befreit sie und lässt sie Stress abbauen oder Ängste bewältigen. Aus diesem Grund kann ich keine schlechten Noten verteilen, denn jedes Bild ist ein ganz persönliches Kunstwerk direkt aus der Seele eines Kindes. Als ich im Schneesturm auf das Anwesen von Clay Pawson gestoßen bin, war das für mich wie ein Moment im Himmel!
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3. Ich wünschte, ich hätte dich zur Kunstlehrerin gehabt. Dann hätte ich vielleicht meine Begeisterung für Kunst noch entdeckt. Kinder da zu begeistern, stelle ich mir wirklich nicht einfach vor. Was machst du mit den Kindern am liebsten? Habt ihr eine gemeinsame Lieblingsbeschäftigung?
Wie ich gerade in Frage zwei beantwortet habe, mache ich mit den Kindern am liebsten Kunstunterricht. Zum Glück tragen sie kleine Malkittel, sonst würden wir am Ende der Stunde immer wie bunt bekleckste Schweinchen aussehen! Unsere Lieblingsbeschäftigung ist es, während des Malens eine Geschichte zu hören. Jedes Kind darf einmal entweder ein Buch mitbringen, woraus ich dann vorlese oder ein Hörspiel, das wir dann laufen lassen.
4. Das klingt toll und ist wirklich eine schöne Brücke auch zum Deutschunterricht. Aber Schule ist ja nicht immer schön, oder? Welche Situationen sind für dich Herausforderungen?
Ich mag das gar nicht laut sagen, aber oft sind nicht die Kinder das Problem, sondern die Eltern. Manche lassen mich richtig strammstehen, wenn ihr Kind deren Erwartungen nicht erfüllt. Dann geben sie mir die Schuld und unterstellen mir, ich hätte in meinem Beruf versagt. Das ist echt bitter. Ich bin ja erst seit etwa einem Jahr im Schuldienst und hatte zunächst die Vertretungsstelle. Da musste ich mir oft auf die Zunge beißen und nett lächeln, um meinen Job nicht sofort wieder zu verlieren. Aber mittlerweile lasse ich mir nicht mehr alles gefallen. Da kommt einer und meint, sein Sohn wäre ein kleiner Albert Einstein, dabei ist er eher ein Lewis Capaldi. Und natürlich bin ich schuld, wenn das Kind die Eins nicht in Mathe, sondern in Musik bekommt. Ach, lassen wir das. Ich rege mich sonst nur auf. Die Kinder tun mir leid! Manche haben es nicht leicht und ich kann nur bedingt helfen. Das tut weh.
5. Ach man, das ist wirklich schade, aber gehört wohl irgendwie auch dazu. Da kann man nur das Beste draus machen. Aber mal zu dir: Wie gut lässt sich dein Job mit deinem Privatleben vereinbaren?
Wenn ich meine Freunde fragen würde, die allesamt „richtige“ Berufe haben, würden sie antworten, dass sich mein Job ganz ausgezeichnet mit meinem Privatleben vereinbaren lässt, denn ich habe ja so unglaublich viel Urlaub im Jahr! Dass aber viel Zeit für die Vorbereitung des Unterrichts, für das Korrigieren von Arbeiten und Tests, für Elterngespräche, Fortbildungen und anderes draufgeht, und dass Klassenfahrten alles andere als kostenloser Urlaub für mich ist, verstehen sie nicht. Natürlich habe ich auch viel Freiraum und kann mir Dinge zu Hause gut einteilen. Aber gerade als Ian mich gebraucht hat und ich von einem Termin zum nächsten jagen musste, als diese ganze nervliche Belastung hinzukam, meine Angst und Sorge um unsere Zukunft … nicht zu vergessen mein Zweitjob im Pub. Da bin ich monatelang wirklich auf dem Zahnfleisch gegangen. Deswegen auch die Auszeit. Aber ansonsten kann ich mich nicht beklagen.
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Ich danke dir, Allie, für deine tollen Antworten und dass du uns einen Einblick in dein Berufsleben gegeben hast!
Was sagt ihr dazu? Macht ihr euch manchmal Gedanken, was wie Protagonisten wohl beruflich machen oder wie ihr Berufsalltag aussieht, wenn es nicht thematisiert wird?
Außerdem würde mich interessieren, wie viel ihr schon von dem Gesagten über das Grundschullehramt wusstet oder was euch vielleicht neu war.
Eure Ann-Sophie
Hallo liebe Ann-Sophie,
AntwortenLöschenDanke für den ausführlichen Beitrag zu dieser Autorin.
Hm...was ist eigentlich der Verlag: dip3....für ein Verlag....kenne ich noch gar nicht...etwas Info dazu wäre nett..Danke...
bleib gesund..LG..Karin..