Robert Rittermann im Interview

Was hat dich zu der Geschichte inspiriert?

©Robert Rittermann
Erwischt! Da muss ich ein bisschen ausholen. In der zehnten Klasse kam eines Nachtmittags meine kleine Schwester zu mir und bat mich um Hilfe. Sie musste für die Schule eine Science-Fiction-Kurzgeschichte schreiben. Meine Schwester ist eine ganz wunderbare Person, aber eine Affinität zu Science Fiction und zum Schreiben kann man ihr beim besten Willen nicht attestieren. In meinem Kopf dagegen haben meine Synapsen Funken geschlagen und einen wahnwitzigen Plot ausgedacht. Und während ich meiner Schwester versicherte, dass ich ihr eine kleine Geschichte aufschreiben würde, hatte ich bereits die Idee von einer Zeitreise zu den Dinosauriern und der unglücklichen Verkettung der Ereignisse um den Chicxulub-Asteroiden. Am Ende des Tages hatte ich eine vier Seiten umfassende Kurzgeschichte, die die ganze Trilogie in einem Atemzug zusammenfasst.
Welcher Plot-Typ bist du? Hast du alles konkret durchgeplottet, bevor du mir dem Schreiben begonnen hast oder hast du es eher auf dich zukommen lassen?

Ich plotte sehr gerne und vergleiche das oft mit Songwriting oder Kneten. Ich mag den Gedanken, dass ich aus Nichts etwas schaffen und dann ewig und drei Tage die ganzen Handlungsbausteine und Personalien hin- und herschieben kann, bis am Ende ein Plot rauskommt, der mir gut gefällt. Ich würde aber von mir sagen, das nicht zu detailliert plotte, auch wenn ich an neuralgischen Punkten jeden Handlungsschritt ausarbeite. Es gibt dann andere Passagen, bei denen ich mir kreativen Freiraum lasse.

Hat sich die Geschichte so entwickelt, wie du es dir überlegt hast oder haben sich die Figuren und Ereignisse beim Schreiben auch mal ein wenig verselbstständigt?

Mir ist klar, wie die Geschichte enden soll, aber alles was die Charaktere machen, ist höchst unberechenbar. Bei Teil 2 sollte eine Figur tragisch sterben, die ich letztendlich doch nicht sterben lassen konnte. Die Geschichte entwickelt sich eben so, wie sie möchte. Ich schaue, was auf dem Weg zum Ziel passieren kann. Bei Einfällen, bei denen ich am ehesten denke »oh nein, das geht doch nicht!« ist die Chance groß, dass ich sie einbaue.


War dein Buch mit einer gewissen Recherche verbunden?

©Robert Rittermann
Die grundlegende Recherche für das Asteroidenthema habe ich vorher gemacht. Ansonsten habe ich sehr viel on the fly recherchiert. Dinosaurier XY taucht auf? Hm, schauen wir doch mal, was es da für Merkmale und Hypothesen gibt. Diese Recherche macht Spaß, weil sie die Geschichte manchmal noch zu lenken vermag.
Wie hast du dich für die Namen der Protagonisten und Nebenfiguren entschieden? Sind sie vielleicht in manchen Punkten realen Personen nachempfunden?

Nee, die Figuren sind alle erfunden. Besonders wichtig war mir, dass Männer und Frauen gleich häufig vertreten und auch in ihrer Qualifikation und Rolle in den Büchern gleichberechtigt sind. Auch wollte ich nicht eine rein amerikanische Mannschaft, sondern eine internationale. Die Namen ergaben sich dann daraus. Ich habe mir Namenslisten der jeweiligen Länder durchgelesen und mich für die besten entschieden.
Was war die größte Herausforderung während des Entstehungsprozesses? Hattest du beispielsweise mal eine Schreibblockade oder ähnliches?

So eine richtige Blockade hatte ich glücklicherweise noch nicht. Ein paar Tage Schreibunlust, ja. Was ich sehr schwer fand, war der ganze Workflow. Ich habe noch nie einen Roman geschrieben (ein Kinderbuch und eine Comic sind da definitiv kleinere Hausnummern) und mir war nicht klar, dass die Rohfassung tatsächlich kaum auf Leser losgelassen werden sollte. Ich habe recht viel recherchiert und nachdem Teil 1 im Kasten war, lief das Schreiben von Teil 2 etwas leichter und vor allem strukturierter. Mein Lektorat hat mir außerdem einen sehr großen Teil meiner Angst vor der Veröffentlichung genommen.
Die zweite Herausforderung ist die Hartnäckigkeit, die es braucht, um sich als Schriftsteller zu etablieren. Zweifel kommen und das nicht zu knapp. Da braucht man schon ein dickes Fell und einen starken Willen.
Welche Unterstützer hattest du während der Entstehung der Geschichte? Welche Personen außer dir waren quasi noch maßgeblich beteiligt?

Maßgeblich war natürlich mein Lektor an der Entstehung beteiligt. Aber auch meine tollen und ehrlichen Testleser (mit denen ich sehr gerne mal einen Kaffee in Echtzeit trinken würde) habe mir sehr geholfen. Und natürlich meine Familie, die all meine nächtlichen Stunden und übermüdeten Tage ausgehalten hat.
Ansonsten sind meine beiden Romane ziemlich DIY. Das liegt aber vor allem daran, dass ich mit designrelevanten Themen wie Cover, Illustration, Layout und Satz berufsbedingt sehr fit bin.
Zur Veröffentlichung eines Buches gehört nicht einfach nur das Schreiben. Verrätst du uns, was hinter den Kulissen dabei so passiert?

Beim Druck der Bücher habe ich mir viel Zeit genommen. Ich habe da einen hohen Anspruch. Als Selfpublisher muss dieser Anspruch auch mit dem Budget vereinbar sein. Glücklicherweise habe ich eine deutsche Onlinedruckerei gefunden, die meine Bücher zu vernünftigen Preisen auf Recyclingpapier druckt.
©Robert Rittermann
Besonders waren bei mir die Innenillustrationen, von denen ich in jedem Roman 15 Stück habe. Aus den üblichen Zeitgründen, die einen Kreativen unerwartet treffen können, hatte ich nur einen Monat Zeit, um sie über die Bühne zu bringen. Im Oktober letzen Jahre habe ich mich jeden Tag hingesetzt und eine Innenillustration angefertigt. Neben Arbeit und Familie. Die meisten Zeichnungen habe ich morgens vor dem Aufstehen gemacht. Um vier aus dem Bett, Kaffee gemacht und dann losgelegt. Bis sechs Uhr musste die Illustration fertig sein, denn da klingelte der Wecker und die Morgenroutine fing an. Das war ein ganz schön verrückter Monat, der mich an die Grenze meiner körperlichen Belastbarkeit brachte. Für Teil 3 möchte ich etwas großzügiger planen.
Und kurz vor dem Release musste ich dann noch eine Autorenseite entwickeln, meinen Büchern ISBNs besorgen und in das Verzeichnis lieferbarer Bücher eintragen. Gut, dass ich nicht vorher wusste, was alles getan werden musste. Vermutlich hätte ich die To-Do-Liste gesehen, laut losgelacht und es sein gelassen.

Wie hast du dich am Tag der Veröffentlichung gefühlt? Was hast du den Tag verbracht?

Zuerst war ich arbeiten und dann saß ich in einem verspäteten ICE auf dem Fußboden und habe geschmierte Stullen gegessen. Ich war gerade auf dem Weg zur Buchberlin. Die Messe nahm ich als Anlass für die Veröffentlichung. Ein unumstößlicher Termin, den ich glücklicherweise eingehalten habe. Und es war ein großartiges Gefühl. Denn ich habe meine Bücher abgeschlossen und die Drucke waren rechtzeitig da.

Was bedeutet dir diese Geschichte? Sie in den Händen halten zu können und zu wissen, dass sie  von Buchliebhabern gelesen wird?

Diese Vorstellung finde ich richtig gut. Wenn ich mit Leuten spreche, die sich ihre Gedanken und ihre Interpretation zu der Geschichte machen, fühle ich mich geschmeichelt, denn es zeigt, dass all die Arbeit beim Leser ankommt. Oft höre ich auch, dass die Illustrationen sehr die Stimmung der Geschichte unterstreichen und das freut mich riesig! Ich möchte, dass meine Leser ganz in meine Geschichten eintauchen.

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